Mazerate

Mazerate – Pflanzenkraft in Öl gebettet

In der Welt der Naturkosmetik, Aromatherapie und Phytotherapie begegnet man ihnen immer wieder: Mazerate. Diese Ölauszüge sind stille Helden der Pflanzenheilkunde – sanft, vielseitig und voll natürlicher Wirkstoffe. Doch was genau sind Mazerate eigentlich? Wie werden sie hergestellt, und welche Bedeutung hatten sie historisch? Dies zeige ich dir in diesem Beitrag.

Was sind Mazerate?

Der Begriff Mazerat stammt vom lateinischen macerare, was so viel bedeutet wie „einweichen“ oder „einlegen“. Und genau darum geht es: Pflanzenteile werden in einem Trägeröl eingelegt, um ihre fettlöslichen Wirkstoffe herauszulösen. Das Ergebnis ist ein pflanzengetränktes Öl, das nicht nur herrlich duftet, sondern auch vielfältige Anwendungsmöglichkeiten bietet – sei es in der Hautpflege, zur Massage oder als Zutat in selbstgemachter Naturkosmetik.

Was sind Mazerate?

Im Gegensatz zu ätherischen Ölen, die durch Destillation gewonnen werden, bleibt bei einem Mazerat die gesamte pflanzliche Matrix erhalten. Es handelt sich also nicht um eine isolierte Essenz, sondern um einen ganzheitlichen Auszug, der sowohl Wirkstoffe als auch Farb- und Duftstoffe der Pflanze enthält.

Ursprünge und Geschichte der Mazerate

Schon in der Antike nutzten Menschen die Kraft der Ölauszüge. Die alten Ägypter, Griechen und Römer verwendeten pflanzliche Mazerate für rituelle Zwecke, Körperpflege und Heilbehandlungen. Besonders Rosen-, Lavendel- und Myrrhenölauszüge waren beliebt – nicht nur wegen ihres Duftes, sondern auch wegen ihrer hautpflegenden und desinfizierenden Eigenschaften.

Hippokrates, der „Vater der Heilkunde“, beschrieb Pflanzenextrakte in Öl als wertvolle Heilmittel für Hauterkrankungen und Entzündungen. Im Mittelalter wurden Mazerate in Klostergärten hergestellt und von heilkundigen Nonnen und Mönchen als Bestandteil von Salben und Umschlägen genutzt. In der traditionellen europäischen Naturheilkunde haben Mazerate also eine lange und ehrwürdige Geschichte – eingebettet in das Wissen um Pflanzen, Rhythmen und natürliche Zyklen.

Wichtige Mazerate in der Naturheilkunde

In der modernen Phytotherapie sind Mazerate nach wie vor hoch geschätzt. Sie sind sanft, gut verträglich und besonders für sensible Haut geeignet. Die Anwendungsmöglichkeiten sind breit gefächert:

  • Ringelblumenmazerat (Calendula) – für gereizte, empfindliche oder verletzte Haut, zur Pflege und Regeneration irritierter Haut in allen Facetten, zur Narbenpflege, bei kleinen Verletzungen, schlecht heilenden Wunden.
  • Johanniskrautmazerat – bei Verspannungen, Muskelschmerzen und leichten Verbrennungen (Achtung: photosensibilisierend!).
  • Arnikamazerat – entzündungshemmend, durchblutungsfördernd, wundheilungsfördernd.
  • Vanillemazerat – stark hautpflegend, feuchtigkeitsspendend, einhüllend und beruhigend.
  • Lavendelmazerat – beruhigend, ausgleichend und hautpflegend
  • Centellamazerat – hautregenerierend, Anti-Aging, Zellulite, Schwangerschaftsstreifen, regenerierend und straffend, reduziert Falten und kleine Linien (Gesichtspflege-Grundlage!)
  • Rosenmazerat – pflegend, harmonisierend, duftend, feuchtigkeitsspendend.
  • Aloe-Vera-Mazerat – hautpflegend, feuchtigkeitsspendend, beruhigend, kühlend, für trockene, strapazierte und empfindliche Haut, zur After-Sun-Pflege und Basispflege der Haut.
Wichtige Mazerate

Diese pflanzlichen Ölauszüge sind ideale Begleiter für selbstgemischte Massageöle, Körperöle oder als pflegender Zusatz in Badezusätzen. Sie lassen sich auch wunderbar mit ätherischen Ölen kombinieren, um die Wirkung zu intensivieren.

Mazerate und ätherische Öle – ein starkes Team

Während ätherische Öle hochkonzentriert und intensiv wirken, sind Mazerate sanfte Pflanzenhelfer, die eher als Basis oder Trägersubstanz agieren. In einer Aromatherapie-Mischung kann ein Mazerat die Wirkung eines ätherischen Öls auf harmonische Weise begleiten und unterstützen.

Auch bei der Verarbeitung zu Salben, Cremen oder Ölgelen sind Mazerate wertvolle Ingredienzen – sie bringen sowohl pflanzliche Heilkraft als auch eine ölige Grundstruktur mit.

Wie kannst du nun selbst Mazerate herstellen?

Natürlich gibt es viele schon fertige Mazerate zu kaufen, in wirklich bester Bio-Qualität. Eine große Auswahl findest du bei Oshadhi hier >>klick<< oder aber du stellst sie dir ganz nach deinem Bedarf selber her. Dies funktioniert ganz einfach. Wie, das erkläre ich dir nun hier.

Man unterscheidet hier in der Herstellung 2 Methoden. Einerseits die kalte und die heiße Infusion, oder auch als Kaltextrakt und Heißextrakt bezeichnet. Hierzu nimmt man einfach 1 Teil Pflanzenmaterial auf 10 Teile Öl. Am besten ist getrocknetes Pflanzenmaterial dafür geeignet. Frisches könnte mit dem Mazerat schimmlig werden, weshalb man es nur in Ausnahmefällen verwendet. Das Basisöl kann natürlich auch aus mehreren Basisölen bestehen und muss nicht eines alleine sein. So ist eine Mischung aus Olivenöl und Kokosfett 1:1 auch möglich und z.B. sehr pflegend.

Mazerate 3

Das Pflanzenmaterial muss ausreichend vorbereitet werden. D.h. die Pflanzenteile müssen sauber und frei von braunen und abgestorbenen Teilen sein. Auch zerkleinern ist wichtig, das bietet dem Öl dann mehr Ansatzfläche. Frische Pflanzen können angemörsert werden um die Zellwände aufzubrechen. Das verstärkt den Auszug noch mehr.

Die richtige Dosierung

Die Dosierung ist in den meisten Rezepten und Anleitungen sehr unterschiedlich angegeben. Aber es gibt eine Faustformel lt. Ruth von Braunschweig (aus dem Buch Pflanzenöle, Stadelmann Verlag), welche ein wirklich guter Anhaltspunkt ist: Auf 1000 g Basisöl gibt man entweder 250 bis 300 g frisches Pflanzenmaterial oder 50 bis 100 g getrocknetes Pflanzenmaterial.

Die richtige Dosierung Mazerate

Die beiden Varianten - Kaltextraktion oder Heißextraktion

Kaltextraktion

Hier eigenen sich gut Pflanzen mit gering vorkommenden, aber sehr wertvollen Inhaltsstoffen. Das sind z.B. das Johanniskraut oder die Ringelblume (Calendula). 2 bis 4 Wochen wird die Mischung auf dem Fensterbrett stehen gelassen mit täglichem sanftem schütteln. Hier wird die Kraft und die Wärme der Sonne genutzt.

Heißextraktion

Für ca. 2 Stunden oder länger wird das kleingehackte Pflanzenmaterial in leicht angewärmtem Öl oder im Wasserbad bei 50 bis max. 70 Grad ziehen gelassen. Mehrmals umrühren. Wirksame Heißextrakte kannst Du aus Lavendel-, Rosmarinblättern oder Löwenzahn herstellen.

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Egal für welche Art der Extraktion du dich dann am Ende entscheidest, wenn das Öl fertig ist, die Mischung abgießen und in desinfizierte, dunkle Glasflaschen umfüllen. Zum Abgießen eigenen sich Teefilter, Siebe oder auch ein Baumwolltuch. Drücke das Pflanzenmaterial nur gut aus. Die Flaschen dann unbedingt auch mit Datum beschriften und kühl aufbewahren. Die Mazerate sind ca. 6 Monate haltbar. Aus Blüten, Blättern, Hölzern und Wurzeln können Mazerate hergestellt werden. Solltest Du zu wenig oder kein Pflanzenmaterial finden, gibt es dies auch im Kräuterladen. Die jeweilige Einwirkzeit des Materials musst Du dann nur im Test selber herausfinden. 

Buchtipp - Pflanzenöle

In diesem Ratgeber findest du einen eigenen Abschnitt, welcher über 14 Seiten lange erklärt was Mazerate sind, wie sie hergestellt werden und wie du dir selbst zu Hause Mazerate herstellen kannst. Hier findest du auch die genaue Anleitung um dir selber z.B. Rosmarinmazerat, Kamillenmazerat, Vanillemazerat, Gänseblümchenmazerat, Löwenzahnmazerat oder auch ein Aloe-Vera-Mazeratselber herzustellen. Vor allem findest du dann noch ausführlich beschrieben, was genau du mit Mazeraten machen kannst. 

Ob als DIY-Projekt, pflanzlicher Helfer in der Hausapotheke oder Bestandteil deiner Hautpflege – Mazerate sind kleine Naturwunder. Sie verbinden altes Wissen mit moderner Anwendung, duften sanft nach Sommerwiese und bringen ein Stück Pflanzenkraft direkt auf die Haut. In einer Welt, die oft von synthetischen Wirkstoffen und schnellen Lösungen geprägt ist, bieten Mazerate einen achtsamen Gegenpol. Ganz nebenbei entstehen dabei natürliche Produkte, die Körper und Seele gleichermaßen verwöhnen.
Rosina
Rosina J.
Autorin, Dipl. Aromapraktikerin