Haltbarkeit

Haltbarkeit ätherischer Öle – Warum sie so wichtig ist und wie lange deine Öle wirklich halten

Hast du dir schon einmal Gedanken über die Haltbarkeit ätherischer Öle gemacht? Anders als viele konservierte Kosmetikprodukte oder Raumsprays haben ätherische Öle eine begrenzte Haltbarkeit über welche man bei der Anwendung unbedingt Bescheid wissen sollte! Dies zeige ich dir nun in diesem Beitrag.

Warum ist die Haltbarkeit so wichtig?

Ätherische Öle sind hochkonzentriert, kraftvoll, wirkungsvoll aber gleichzeitig können sie auch empfindlich sein. In den kleinen Flaschen steckt viel komplexe chemische Struktur, welche sich über die Zeit verändert. Die Haltbarkeit entscheidet darüber, ob ein Öl noch auf der Haut angewendet werden kann oder bereits oxidiert und dadurch hautreizend ist!

Verändern sich Geruch und Konsistenz, dann heißt es aber noch nicht, dass diese Öle nicht mehr für einen Diffusor oder Raumspray verwendet werden können. Diese leichten Veränderungen können aber nur von geschulten Nasen wahrgenommen werden und sind ein Hinweis, dass solche Öle sich nicht mehr für die Anwendung auf der Haut eignen. 

Sicherheit und Hautverträglichkeit

Oxidierte Öle können zu Hautreizungen, Allergien oder Sensibilisierungen führen, selbst sogar hautfreundliche Öle wie Lavendel.

Wirksamkeit und Duftqualität

Mit der Zeit verlieren Öle ihre typischen Duftnuancen und ihre therapeutische Kraft – ein frisches Zitrusöl wirkt belebend, ein altes riecht dumpf und wirkt kaum noch.

Oxidation und chemische Veränderung

Kontakt mit Sauerstoff, Licht und Wärmeführt zur Oxidation. Bestimmte Inhaltsstoffe wie Monoterpene (z. B. Limonen, α-Pinen) oder Aldehyde reagieren besonders schnell und machen Zitrus- und Nadelöle sehr empfindlich.

Warum oxidieren manche Öle schneller?

Nicht alle ätherischen Öle sind gleich stabil. Ihre Haltbarkeit hängt stark von ihrer chemischen Zusammensetzung ab. Besonders empfindlich sind Öle, die einen hohen Anteil an Monoterpenen enthalten, wie etwa Zitrusöle oder Nadelöle. Diese Verbindungen sind sehr flüchtig und reagieren leicht mit Sauerstoff in der Luft. Sobald die Flasche geöffnet wird und Sauerstoff eindringt, beginnt ein schleichender Oxidationsprozess. Dadurch verändert sich nicht nur der Duft, sondern auch die Wirkung – das Öl verliert an therapeutischer Kraft und kann sogar hautreizend werden.

Auch ätherische Öle mit hohem Anteil an Aldehyden, wie Zitronenmyrte oder Melisse, sind anfälliger für Oxidation. Aldehyde reagieren leicht und können dadurch schneller zerfallen oder in andere Substanzen umgewandelt werden. Im Gegensatz dazu enthalten stabile Öle wie Patchouli, Vetiver oder Sandelholz überwiegend schwerere Moleküle wie Sesquiterpene, die deutlich langsamer reagieren. Diese Öle reifen oft sogar wie ein guter Wein und gewinnen über die Jahre an Tiefe.

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Haltbarkeit destillierter Öle

Bei destillierten ätherischen Ölen, hängt die Haltbarkeit von unterschiedlichen Faktoren ab. Vom Wetter bei der Destillation, der Sorgfalt des Destillateurs, den Bodenbedingungen und natürlich auch der Pflanzenart. Aber wirklich entscheidend ist die Lagerung und das erstmalige Öffnen des ätherischen Öls. Wird es oft geöffnet, in warmen Räumen gelagert oder ist Temperaturschwankungen ausgesetzt, dann verkürzt sich die Haltbarkeit drastisch. Auch ist es wichtig, letzte Reste in Fläschchen rasch aufzubrauchen, da der Sauerstoff mit dem verbleibenden Öl reagiert. 

Es macht natürlich auch einen Unterschied ob die Öle nur privat eingesetzt werden, oder ob sie klinisch verwendet werden. In jenem beruflichen bzw. klinischen Umfeld ist es empfohlen die Flaschen, wenn sie älter sind als 1 Jahr nicht mehr auf der Haut anzuwenden. Dies gilt ebenso für länger haltbarere Öle wie Patchouli. Werden sie jedoch privat eingesetzt, gelten natürlich andere Richtlinien. 

Demzufolge liegt nahe, was ich immer wieder erwähne und als sehr wichtig erachte, hole dir nur kleine Mengen (1ml, 5ml) von empfindlichen ätherischen Ölen, brauche sie rasch auf und bestelle dann einfach nach. Gute Bezugsquellen – die wirklich schnell liefern und auch beste Qualität haben, heimische Firmen sind mit heimischen Mitarbeitern, findest du in den Bezugsquellen hier >>klick<<.

Übersicht über die Haltbarkeit ätherischer Öle

Bitte beachte, das sind hier nur Richtwerte, wie schon oben beschrieben hängt die Haltbarkeit auch von der Sorgfalt des Destillateurs, der Lagerung des Pflanzenmaterials, sowie auch dessen Qualität und noch vielem mehr ab! Aber hältst du dich in etwa daran, kann wirklich nichts schief gehen.

6-9 Monate, max. 1 Jahr

Teebaumöl. Dies ist das am kürzesten haltbare ätherische Öl, einen ganzen Beitrag dazu findest du hier >>klick<<

1 Jahr

alle Zitrusdüfte (außer Bergamotte) – Zitrone, Limette, Mandarine, Orange; NadeldüfteFichte, Tanne, …; Angelikawurzel (enthält ebenso viele Monoterpene, obwohl ein Basisduft, einen ganzen Beitrag dazu findest du hier >>klick<<)

1,5 – 2 Jahre

Bergamotte, Bergamottminze, Melisse, Manuka, Petitgrain, Litsea, Zitronen-Eukalyptus, Zitronenmyrte, Lemongrass, Zitronella

2 – 3 Jahre

Ingwer, Neroli, Manuka, Cajeput, Pfefferminze, Lavendel, Rosengeranie, Ho-Blätter, Thymian ct. linalool, Muskatellersalbei, Kamille römisch und blau, Rosmarin, Salbei, Ysop, Ravintsara, Myrte, Eukalyptus radiata und globulus, Kardamom, Majoran, Zimt, Nelke, Fenchel, Basilikum, ….

3-4 Jahre und sogar mehr

Atlaszeder, Patchouli, Copaiba, Sandelholz, Vetiver, Myrrhe, Iris, Adlerholz, Benzoe siam (kann in Mischungen zugegeben, sogar deren Haltbarkeit erhöhen, warum das findest du hier >>klick<< )

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Wie verlängerst du die Haltbarkeit deiner ätherischen Öle?

Ich habe es in meinem Zero-Waste Blogbeitrag teilweise schon erwähnt, denn das Thema gehört ebenso zu Zero-Waste. Mit den folgenden Tipps kannst du die Haltbarkeit so lange wie möglich erhalten und das meiste aus deinen Ölen herausholen.

  • Dunkel lagern. Braunglas schützt vor Licht, Violettglas verlängert sogar die Haltbarkeit noch!
  • Kühl lagern. Ideal sind 5-18 Grad, ein Lagern im Kühlschrank ist jedoch nicht nötig. Gut wäre der Keller oder ein kühler Abstellraum. Lagere sie keinesfalls im Badezimmer oder auch Küchenschränken neben/über dem Herd (heißer Wasserdampf, …)
  • Öffne neue Öle erst wenn du sie wirklich brauchst, nicht schon wenn du die Lieferung auspackst – verlockend ich weiß, jedoch startet der Countdown mit dem erstmaligen Öffnen! Notiere auch das Anbruchsdatum auf der Flasche.
  • Flasche nur öffnen wenn nötig und sofort immer gut verschließen
  • Vermeide Pipetten, diese erhöhen den Luftkontakt. 
  • Kaufe keine großen Flaschen (15ml) welche nicht oft genutzt werden. Kaufe wenn du eine große Auswahl möchtest kleine Gebinde oder kaufe nur ganz wenige große Flaschen!
  • Hole dir kleine Glaskugeln (gibt es hier >>klick<<) welche je leerer die Flasche wird hinein gegeben werden können. Mit Glaskugeln lässt sich das Flaschenvolumen künstlich auffüllen, sodass der verbleibende Luftraum kleiner wird und weniger Sauerstoff mit dem Öl in Kontakt kommt. Der Vorteil – sie sind wiederverwendbar, dazu einfach abkochen.
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Wie merkst du dass deine Öle abgelaufen sind?

Ganz einfach – gewöhne dir schon zu Beginn an, immer an der Flasche zu riechen bzw. am Deckel. Denn dies schult deine Nase! So erkennst du sofort Veränderungen. Aber natürlich gibt es noch andere Kennzeichen, wie eine veränderte Konsistenz als Beispiel. Im Detail sind dies folgende Merkmale:

Der Duft verändert sich

Dies ist das wichtigste Kennzeichen, ob ein Duft noch gleich ist oder sich schon verändert hast. Am Beispiel von Zitrusölen kann man es oft deutlich sagen. Sie riechen dann nicht mehr frisch und klar, sondern eher muffig und unangenehm stechend. Dumpfer, ranziger oder terpentinartiger Geruch? Dann sei vorsichtig.

Die Konsistenz verändert sich

Durch Prozesse wie Oxidation, Polymerisation oder auch Verharzung ändert sich mit der Zeit die Konsistenz deines Öls. Es kann dickflüssiger werden oder der Deckel lässt sich schwerer lösen, bzw. klebt am Gewinde fest. Dies passiert hauptsächlich bei Ölen mit Aldehyden wie Citral oder Citronellal als Inhaltsstoff. Hier merkst du schnell eine schwindende Haltbarkeit, wenn der Deckel sich nur mehr unter Anstrengung lösen lässt. Dies betrifft Öle wie Melisse, Litsea, Zitronen-Eukalyptus, Lemongrass, … Das Öl wird trübe und dickflüssig? Dann sei vorsichtig.

Die Farbe verändert sich

Gleich zu Beginn – nicht jede Farbveränderung bedeutet sofort Gefahr, denn es kann auch nur eine natürliche Reifung sein wie z.B. bei Patchouli oder Vetiver. Betrifft eine Verdunkelung jedoch Zitrusöle, Nadelöle oder auch Teebaumöl, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um eine Oxidation. Schwindet auch die blaue Farbe bei Schafgarbenöl oder der Kamille blau, dann deutet dies ebenso auf Oxidation hin. 

Bei Hautirrationen, Juckreiz und Brennen

Sollten bei einer Anwendung auf der Haut diese Reaktionen wie Brennen, Rötungen oder Jucken auftreten, obwohl die Dosierung stimmt und das Öl auch freundlich ist, dann könnte dies ein guter Hinweis sein, dass Oxidation eingetreten ist. 

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Was tun mit abgelaufenen Ölen?

Abgelaufen bedeutet in diesem Zusammenhang jetzt nur, dass die angegebene Zeit der Haltbarkeit überschritten ist, oder sie beginnen bereits etwas anders zu riechen und somit nicht mehr auf der Haut angewendet werden sollten. Sie eignen sich aber noch (riechen sie nicht anders) als Raumbeduftung oder auch als Zugabe in Reinigungsmittel (Handschuhe anziehen). Überprüfe generell von Zeit zu Zeit deine Bestände und sortiere aus, welche Öle die Zeit überschritten haben. Nutze sie dann wie folgt.

Raumbeduftung, Duftlampe, Diffusor

Hier ist wirklich wichtig, dass der Duft noch angenehm ist und nicht schon gekippt. Dann können sie noch problemlos verwendet werden. Entstehen aber Kopfschmerzen oder anderes Unwohlsein, sind sie auch dafür nicht mehr geeignet.

Ablösen von Etiketten – Zitrusöle

Sind Zitrusöle abgelaufen, können sie auch noch zum Ablösen von Etiketten verwendet werden. Denke jedoch an Handschuhe!

Putzen, Haushaltsreiniger

Dies ist eine Empfehlung die man oft hört und liest, ja auch ich habe sie in meinen Büchern erwähnt – siehe hier >>klick<<. Abgelaufene Öle, welche vom Geruch her noch passen, können noch zum Putzen verwendet werden. Denn die meisten Öle wirken ja trotzdem noch bakterien- und virenhemmend. Teebaumöl oder Zitrusöle eignen sich hier sehr gut.

Pflanzenpflege

Auch eine natürliche Pflanzenpflege ist sehr wohl noch möglich. Gib hier einfach auf 500ml Wasser, wenige Tropfen Flüssigseife  und 1-2 Tropfen Teebaumöl und fülle alles in eine Sprühflasche. Gut schütteln und die Blätter – auch Unterseiten – leicht einsprühen. Teste den Spray jedoch vorher an nur einem Blatt, dann siehst du ob die Pflanze sensibel reagiert. 1-2x pro Woche wiederholen. Nicht für Orchideen geeignet und nicht überdosieren.

Die Haltbarkeit ätherischer Öle ist weit mehr als nur ein technisches Detail – sie ist ein entscheidender Faktor für Qualität, Anwendungssicherheit und therapeutischen Nutzen. Jedes Öl ist ein lebendiges Naturprodukt, das sich mit der Zeit verändert. Wer seine Öle richtig lagert und auf ihre Frische achtet, bewahrt nicht nur den Duft, sondern vor allem die Kraft und Seele der Pflanze, aus der es gewonnen wurde. Oxidation ist ein natürlicher Prozess, der sich nicht vollständig verhindern lässt, aber bewusst verlangsamt werden kann. Durch dunkle Lagerung, kühle Temperaturen und gut verschlossene Fläschchen sichern wir den ursprünglichen Charakter und vermeiden Risiken wie Hautreizungen oder Sensibilisierungen. Besonders bei schnell oxidierenden Ölen – etwa Teebaum-, Zitrus- und Nadelölen – ist Achtsamkeit unumgänglich. Hier entscheidet Frische über Wirkung. Wer seine Öle regelmäßig prüft und auch nur kleine Gebinde bestellt, nutzt sie achtsam und nachhaltig. Denn frische, gut gepflegte Öle entfalten ihre ganze Wirkung – in Duft, Heilung und emotionalem Wohlbefinden. Auf die Haltbarkeit zu achten bedeutet daher nicht Verzicht, sondern Wertschätzung: für die Pflanze, für das Öl und für unsere Gesundheit.
Rosina
Rosina J.
Autorin, Dipl. Aromapraktikerin