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Dosierung von ätherischen Ölen — warum sie den Unterschied macht

Ist die Dosierung überhaupt wichtig? JA! Denn ätherische Öle sind hochkonzentrierte, pharmakologisch aktive Pflanzenextrakte. Ihre Wirkung hängt nicht nur vom Pflanzenstoff selbst ab, sondern ganz entscheidend von der Dosierung: Konzentration, Menge und Anwendungsdauer. Eine richtige Dosierung kann therapeutisch wirksam, schützend und nebenwirkungsarm sein — eine falsche Dosierung kann Hautreizungen, Sensibilisierungen oder gar toxische Effekte auslösen. Fachliche Leitlinien (z. B. Verdünnungstabellen) helfen, sichere Anwendungsbereiche zu definieren. Wie dies genau mit der Dosierung funktioniert findest du hier in diesem Beitrag.

Was bedeutet „Dosierung“ genau?

Dosierung beschreibt die genaue Menge eines ätherischen Öls, die bei einer Anwendung verwendet wird, sowie deren Konzentration in einem Trägerstoff und die Häufigkeit der Anwendung. Sie bestimmt also, wie viel, wie stark verdünnt und wie oft ein ätherisches Öl eingesetzt wird.

In der Aromatherapie bezieht sich die Dosierung nicht nur auf die Anzahl der Tropfen, sondern auf die prozentuale Konzentration des ätherischen Öls innerhalb einer Gesamtmischung — zum Beispiel 1 %, 2 % oder 3 %. Eine 1 %-Mischung bedeutet, dass auf 10 ml eines Trägeröls (wie Mandel-, Jojoba- oder Kokosöl) etwa 2 Tropfen ätherisches Öl gegeben werden.

Die richtige Dosierung ist entscheidend, weil ätherische Öle hochkonzentriert sind. Schon kleine Mengen können starke physiologische und psychische Reaktionen hervorrufen. Eine zu hohe Dosierung kann die Haut reizen, die Schleimhäute überfordern oder sogar toxische Effekte haben, während eine zu niedrige Dosierung eventuell keine spürbare Wirkung entfaltet.

Zur Dosierung gehört auch der zeitliche Aspekt: Manche Anwendungen wirken besser bei einer einmaligen, gezielten Anwendung (z. B. bei akuten Schmerzen), während andere durch regelmäßige, niedrig dosierte Nutzung (z. B. bei chronischer Anspannung oder psychischer Belastung) ihre Wirkung entfalten.

Im weiteren Sinne bezeichnet die Dosierung also das Gleichgewicht zwischen Wirkung und Sicherheit. Sie sorgt dafür, dass ein ätherisches Öl seine positive Wirkung entfalten kann, ohne Nebenwirkungen zu verursachen.

Warum unterscheidet sich die Dosierung bei akuten und chronischen Beschwerden?

Schmerz und Befindlichkeiten sind komplex: akute nociceptive Schmerzen (z.B. frische Verletzung) unterscheiden sich neurophysiologisch von chronischen Schmerzen (z.B. langjähriger Rückenschmerz). Bei akuten Beschwerden zielt man oft auf eine rasche Linderung — das kann kurzfristig etwas höhere lokale Konzentrationen oder eine gezielte Inhalation rechtfertigen, um schnelle neurochemische Reaktionen (z.B. Ende­orphin-Freisetzung) auszulösen. Bei chronischen Zuständen sind dagegen niedrigere, regelmäßige Dosen sinnvoller; chronische Überstimulation kann zu Sensibilisierung und schlechter Verträglichkeit führen. Systematische Übersichten zeigen zwar Potenzial für ätherische Öle bei Schmerzreduktion, die Evidenz ist aber heterogen — praktische Dosierungsentscheidungen sollten individualisiert und sicherheitsbewusst getroffen werden.

Praktische Regeln: Akut vs. chronisch

  • Akut (kurzfristig): Lokalmassage ggf. bis 2–3 % (nur bei nicht-reizenden Ölen und nach Verträglichkeitstest); inhalativ reichen wenige Tropfen für schnelle Wirkung.
  • Chronisch (regelmäßig über Zeit): 0,5–1 % (Gesicht ≤0,5–1 %); bei großflächiger Anwendung häufig 1–2 %. Bei längerer Nutzung Dosis reduzieren, Mischungen rotieren oder Pausen einlegen.
  • Kinder / Schwangere / Senioren: deutlich niedrigere Dosierungen; manche Öle sind kontraindiziert.

Muss ich den Duft bewusst riechen, damit er wirkt?

Psyche und Geruch sind eng verknüpft. Für angstlösendes, stimmungsaufhellendes oder schlafförderndes Arbeiten genügen oft sehr niedrige Dosen: ein paar Tropfen im Diffusor oder eine kurze, gezielte Inhalation. Olfaktorisches „Microdosing“ — also subtile, wiederholte Exposition — kann psychologische Konditionierung und Stimmung verbessern, ohne zu überreizen. Höhere Konzentrationen können kontraproduktiv werden (Kopfschmerz, Reizbarkeit, Aversion). Deshalb lautet ein wichtiges Prinzip: bei psychischer Arbeit häufig weniger ist mehr.

Ab wann „merkt“ die Nase einen Duft?

Geruchsschwellen sind stoff- und personenabhängig. Einige Duftmoleküle werden in Konzentrationen im ppb-Bereich (parts per billion) detektiert, andere erst in deutlich höheren Konzentrationen. Wahrnehmung hängt außerdem von Training, Gewöhnung und Umgebungsgerüchen ab. Praktisch bedeutet das: Auch wenn jemand einen Duft nicht bewusst identifiziert, kann er dennoch physiologisch reagieren — das sollte bei Dosierungsentscheidungen berücksichtigt werden. Dies sollte auch bedacht werden wenn ein Duft in der Duftlampe oder im Diffusor verwendet wird.

Sicherheitsaspekte — Dosierung als Schutzmaßnahme

Dosierung ist vor allem Risikomanagement: reizende oder phototoxische Öle (z.B. manche Zitrusöle wie kaltgepresste Bergamotte mit Furanocumarinen) haben definierte Maximalgrenzen (IFRA/Tisserand-Leitlinien) für „leave-on“-Produkte, weil UV-Exposition sonst schwere Hautreaktionen auslösen kann. Scharf wirkende Öle (Nelke, Zimt, Oregano) benötigen niedrige Verdünnung oder sollten nur kurzzeitig lokal eingesetzt werden. Hauttests, Altersregeln und Kenntnis einzelner Inhaltsstoffe sind Pflicht. Mehr zu Sicherheitshinweisen im Umgang mit ätherischen Ölen findest du hier >>klick<<.

Wichtige Grundregeln im Umgang mit ätherischen Ölen

  • je sensibler (körperlich und auch seelisch!), desto geringer dosieren
  • je größer die Schmerzen sind, desto mehr ätherisches Öl kann verwendet werden (kurzzeitige, akute Anwendungen = höhere Dosierung)
  • je chronischer die Beschwerden sind, desto länger kann die Behandlung dauern (geringer dosieren!)
  • je großflächiger die Anwendung ist, desto geringer sollte die Dosierung sein
  • je kostbarer der Duft ist, desto sparsamer sollte er verwendet werden
  • je schwerer das Öl ist, desto weniger sollte verwendet werden
  • die Hautverträglichkeit berücksichtigen, (z.B. sensible Altershaut) und unbedingt den Hautverträglichkeitstest vor der Anwendung auf der Haut machen.

Die Dosierungs-Tabelle

Bitte beachte, dies ist nur eine grobe Hilfe, denn nicht alle Tropfen ätherischer Öle sind gleich viel. Eine genauere Dosierung erfolgt über das Gewicht oder über ml. Für die Anwendung zu Hause sind aber Tropfen ausreichend. Eine praktische Dosiertabelle zum Herunterladen findest du bei Eliane Zimmermann hier >>klick<<.

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Die richtige Dosierung ist das Herzstück einer sicheren und wirksamen Aromatherapie. Sie entscheidet darüber, ob ein ätherisches Öl harmonisch unterstützt oder den Organismus überfordert. Eine fein abgestimmte Dosierung ermöglicht es, Körper, Geist und Seele gezielt zu beeinflussen – sanft, wirkungsvoll und im Einklang mit der Natur. Wer ätherische Öle bewusst und maßvoll dosiert, erlebt ihre ganze Kraft – sicher, nachhaltig und mit Respekt vor ihrer intensiven Pflanzenenergie.
Rosina
Rosina J.
Autorin, Dipl. Aromapraktikerin