
Abhyanga: Die wohltuende Kunst der ayurvedischen Massage
Abhyanga, die traditionelle ayurvedische Ganzkörpermassage, ist weit mehr als nur eine Wellnessbehandlung. Sie verbindet Jahrtausende altes Wissen mit einer tiefgreifenden Wirkung auf Körper, Geist und Seele. Ursprünglich aus Indien und Sri Lanka stammend, ist Abhyanga ein zentraler Bestandteil des Ayurveda, der „Wissenschaft vom Leben“.
Was ist Abhyanga?
Der Begriff „Abhyanga“ bedeutet „Einsalben“ oder „Einölen“ und beschreibt eine Behandlung, bei der warmes, oft mit Heilkräutern angereichertes Öl in sanften, rhythmischen Bewegungen auf den ganzen Körper aufgetragen wird. Während die Massage in Indien und Sri Lanka oft von zwei Therapeuten gleichzeitig durchgeführt wird, findet sie in Europa häufig als Einzelbehandlung statt.
Die Vorteile von Abhyanga
Abhyanga ist eine umfassende Methode, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Hier einige ihrer wichtigsten Vorteile:
Physische Entspannung:
Die Massage löst Verspannungen, lockert Muskeln und Sehnen und fördert die Durchblutung. Das warme Öl sorgt für ein angenehmes Gefühl von Leichtigkeit.
Psychisches Wohlbefinden:
Durch die sanften Berührungen und das warme Öl wird ein Gefühl der Geborgenheit vermittelt, das emotionalen Stress abbauen und die mentale Balance wiederherstellen kann.
Unterstützung der Gesundheit:
Die Öle, die oft mit Heilkräutern oder in unserem Fall mit ätherischen Ölen angereichert sind, dringen über die Haut in den Körper ein und entfalten dort ihre Wirkung. Dies kann die Entgiftung fördern, die Haut pflegen und das Immunsystem stärken.
Unterstützung der Dosha-Balance:
Abhyanga wird individuell an den ayurvedischen Konstitutionstyp (Dosha) angepasst, wodurch Ungleichgewichte ausgeglichen werden können.

Verschiedene Formen der Abhyanga
Im Ayurveda gibt es unterschiedliche Varianten der Abhyanga, die sich auf spezifische Körperbereiche oder besondere Bedürfnisse konzentrieren. Im folgenden erkläre ich sie dir kurz und wie du sie auch zu Hause einfach anwenden kannst.
Mukabhyanga:
Dies ist eine Gesichtsmassage die mit speziellen Kräuterölen durchgeführt wird und die Hautpflege sowie die innere Harmonie fördert. Sie verbessert die Durchblutung, regt die Lymphdrainage an und unterstützt die Entgiftung der Haut. Durch sanfte, kreisende Bewegungen wird nicht nur das Hautbild verfeinert, sondern auch das Nervensystem beruhigt und das allgemeine Wohlbefinden gesteigert.
Anleitung:
- Gesicht reinigen: wasche das Gesicht mit warmem Wasser und einem milden Reiniger, danach sanft trocken tupfen.
- Öl auftragen: das Öl in den Händen erwärmen und sanft auf Gesicht und Hals auftragen.
- Massage: beginne mit kreisenden Bewegungen an der Stirn und arbeite dich nach unten. Massiere die Schläfen sanft in kleinen Kreise. Fahre dann mit Aufwärtsbewegungen an den Wangen fort.
- Augen entspannen: Lege die Fingerspitzen auf die Schläfen und ziehe sanfte Kreise. Klopfe mit den Ringfingern sanft um die Augenpartie herum.
- Lymphfluss anregen: streiche mit sanftem Druck von der Kinnmitte entlang des Unterkiefers zu den Ohren. Fahre mit sanften Streichbewegungen vom Hals nach unten zur Schlüsselbeinregion fort.
- Nachruhen lassen: lass das Öl noch 5-10 Minuten einziehen. Falls nötig tupfe überschüssiges Öl mit einem warmen feuchten Tuch ab.
Führe die Massage am besten abends durch, damit sich die Haut über Nacht regenerieren kann. Dies kannst du bis zu 2x die Woche wiederholen.
Padabhyanga:
Dies ist eine ayurvedische Fußmassage, bei der warme Kräuteröle in sanften, kreisenden Bewegungen auf Füße und Unterschenkel aufgetragen werden. Sie fördert die Durchblutung, entspannt das Nervensystem und kann Schlafprobleme sowie Stress lindern. Durch die Stimulation der Marmapunkte an den Füßen wirkt sie ganzheitlich auf den gesamten Körper und unterstützt das innere Gleichgewicht.
Anleitung:
- Vorbereitung: setze dich bequem hin und lege ein Handtuch unter die Füße. Erwärme das Öl in den Händen.
- Öl auftragen: reibe das Öl sanft auf beide Füße, einschließlich der Zehen, Sohlen und Knöchel.
- Massage: beginne mit kreisenden Bewegungen an den Fußsohlen, besonders an der Ferse und dem Fußballen. Massiere die Zehen einzeln, drehe und ziehe sie leicht. Streiche mit beiden Händen vom Fußrücken bis zu den Waden aufwärts. Drücke sanft mit den Daumen auf die Mitte der Fußsohle (Marma-Punkte). Dies fördert die Entspannung.
- Nachruhen lassen: lasse das Öl einige Minuten einziehen. Falls nötig, entferne das überschüssige Öl mit einem warmen, feuchten Handtuch.
Auch hier empfiehlt sich die Anwendung abends zur Entspannung und besseren Schlaf. Dies kannst du täglich durchführen oder mehrmals pro Woche.
Udarabhyanga:
Dies ist eine ayurvedische Bauchmassage, die mit warmem Kräuteröl durchgeführt wird, um die Verdauung zu fördern und innere Blockaden zu lösen. Durch sanfte, kreisende Bewegungen im Uhrzeigersinn wird der Darm angeregt, Blähungen reduziert und das Verdauungsfeuer (Agni) gestärkt. Diese Massage hat nicht nur eine entgiftende Wirkung, sondern kann auch Stress und emotionale Anspannung im Bauchbereich lösen.
Anleitung:
- Vorbereitung: lege dich bequem auf den Rücken und entspanne dich. Erwärme das Öl leicht und trage es sanft auf den Bauch auf.
- Kreisende Bewegungen: beginne mit sanften kreisenden Bewegungen im Uhrzeigersinn. Starte am rechten Unterbauch, bewege dich nach oben unter die Rippen, dann nach links und wieder nach unten.
- Tiefere Massage: übe mit den Fingerspitzen sanften Druck in der Mitte des Bauches aus, um die Verdauungsorgane zu stimulieren. Du kannst auch einfach sanfte Knetbewegungen verwenden um Verspannungen zu lösen.
- Nachruhen und entspannen: massiere für 5-10 Minuten, dann lasse das Öl einige Minuten einwirken. Falls nötig, entferne überschüssiges Öl mit einem Tuch.
Tradition trifft Moderne
In den klassischen ayurvedischen Texten wird empfohlen, Abhyanga täglich anzuwenden. Sie soll Alterungsprozessen vorbeugen, den Körper nähren, die Sehkraft stärken und einen tiefen, erholsamen Schlaf fördern. Auch wenn wissenschaftliche Belege für diese Wirkungen nach westlichen Standards begrenzt sind, erfreut sich Abhyanga in der modernen Welt großer Beliebtheit – vor allem im Bereich Wellness und Stressmanagement.
Welche Pflanzenöle können dafür verwendet werden?
Für eine Abhyanga-Massage, eine traditionelle ayurvedische Ganzkörpermassage, werden in der Regel hochwertige Pflanzenöle verwendet. Diese Öle werden oft individuell an die Dosha-Konstitution (Vata, Pitta, Kapha) der Person und ihre aktuellen Bedürfnisse angepasst. Hier sind einige der gängigsten Pflanzenöle:
Sesamöl (Til Taila)
Das Sesamöl ist eines der am häufigsten verwendeten Öle im Ayurveda. Es eignet sich sehr gut als Massageöl für den ganzen Körper oder als Gesichtsöl, auch ideal ist es für die regelmäßige Ölziehkur am Morgen.
- Eigenschaften: wärmend, nährend und entgiftend
- Geeignet für: besonders gut für Vata-Typen, da es beruhigend wirkt und die trockene, kühle Natur von Vata ausgleicht.
- Verwendung: wird oft als Basisöl verwendet und manchmal mit Kräutern infundiert.
- Vorsicht – verwende es nicht bei entzündlichen Hauterkrankungen und auch Hitzewallungen.
Kokosöl
Mehr zum Kokosöl findest du hier in diesem Beitrag >>klick<<.
- Eigenschaften: kühlend und feuchtigkeitsspendend
- Geeignet für: für Pitta-Typen, da es die Hitze im Körper reduziert. Ideal für warme Klimazonen oder heiße Jahreszeiten.
- Verwendung: pur oder mit ätherischen Ölen vermischt.
Mandelöl (Badam Taila)
Das Mandelöl zählt zu den beliebtesten Massageölen in der Aromapraxis aber auch in der Massagepraxis. Es eignet sich von der Gleitfähigkeit und auch Hautverträglichkeit am besten für Massagen.
- Eigenschaften: leicht, nährend und hautfreundlich.
- Geeignet für: für Vata und Pitta, besonders für trockene und empfindliche Haut.
- Verwendung: häufig als Massageöl wegen seiner vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten.
Olivenöl
- Eigenschaften: schwer und nährend, feuchtigkeitsspendend.
- Geeignet für: Vata und Kapha, besonders bei trockener Haut.
- Verwendung: als Basisöl, oft kombiniert mit Kräuterextrakten.
Jojobaöl
Normalerweise nimmt man für Massagen kein Jojobaöl, denn es zieht schnell ein und hat nicht den gleitenden Effekt der für Massagen nötig ist. Aber funktionieren tut es grundsätzlich natürlich auch.
- Eigenschaften: leicht und hautpflegend.
- Geeignet für: für alle Doshas, besonders für Mischhaut
- Verwendung: wird häufig bei empfindlicher Haut eingesetzt.
Wichtige Hinweise für die richtige Verwendung
- Erwärmung: das verwendete Öl wird vor der Massage immer leicht erwärmt, da warmes Öl die Entspannung fördert und besser in die Haut eindringt.
- Qualität: verwende immer kaltgepresstes und reines Öl in Bio-Qualität. Mehr zur Qualität von Pflanzenölen findest du hier >>klick<<.
- Individuelle Anpassung: die Wahl des Öls richtet sich nach den spezifischen Bedürfnissen und der Dosha-Konstitution.
