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Sheabutter – Das goldene Hautwunder aus Westafrika

Sheabutter (Vitelleria paradoxa) oder auch Karitebutter genannt, gehört zu den wertvollsten pflanzlichen Fetten der Welt. Sie ist reich an Vitaminen, besitzt beeindruckende hautpflegende Eigenschaften und wird seit Jahrhunderten traditionell genutzt. In der Naturkosmetik ist Sheabutter längst unverzichtbar, denn sie pflegt intensiv, beruhigt strapazierte Haut und eignet sich sogar für sensible Hauttypen

Doch Sheabutter ist nicht gleich Sheabutter. Besonders der Unterschied zwischen raffinierter und unraffinierter Sheabutter spielt eine wichtige Rolle – für die Wirksamkeit, die Qualität und den Einsatz in kosmetischen Rezepturen. Damit du Sheabutter optimal einsetzen kannst, erkläre ich dir hier ihre Herkunft, ihre Geschichte, ihre Herstellung und natürlich die Unterschiede zwischen den beiden Qualitätsstufen.

Die Herkunft: Der Sheabaum – Afrikas kostbarer Butterlieferant

Sheabutter wird aus den Nüssen des Sheabaums (Vitellaria paradoxa) gewonnen, einem beeindruckenden Baum, der in den Savannengebieten West- und Zentralafrikas heimisch ist. Der Sheabaum gedeiht bevorzugt in trockenen Regionen und kann bis zu 15 Meter hoch und mehrere hundert Jahre alt werden. Die Einheimischen betrachten ihn seit jeher als heiligen Baum, denn er spendet nicht nur Nahrung und Pflege, sondern gilt auch als Symbol für Fruchtbarkeit und Wohlstand.

Die Sheakerne, aus denen Sheabutter hergestellt wird, sind von einem süßlichen Fruchtfleisch umgeben. Während das Fruchtfleisch frisch verzehrt oder zu Getränken verarbeitet wird, sind es die fettreichen Samen im Inneren, die die wertvolle Butter enthalten.

In Afrika, von wo die Sheabutter stammt, wird sie unraffiniert genutzt und hat einen wunderbaren Geruch nach Schokolade, Nüssen und Butter. Dort wird sie auch gerne als Ersatzfett für die Kakaobutter bei der Herstellung von Schokolade verwendet. 

Der Sheabaum trägt erst nach etwa 15 Jahren Früchte – ein weiterer Grund, warum Sheabutter als besonders kostbar gilt. Zudem ist der Baum fest in den ökologischen Kreislauf integriert: Er schützt Böden vor Erosion, spendet Schatten und trägt damit wesentlich zum Erhalt der Savannenlandschaft bei.

Ein Blick in die Geschichte: Sheabutter als afrikanisches Kulturgut

Sheabutter hat in Afrika eine lange Tradition. Historische Aufzeichnungen belegen, dass sie bereits vor über 3000 Jahren verwendet wurde. In der ägyptischen Antike soll Sheabutter ein begehrtes Schönheitsmittel gewesen sein – Legenden zufolge nutzte sogar Kleopatra edle Sheabutter zur Hautpflege. In vielen afrikanischen Kulturen spielt Sheabutter bis heute eine zentrale Rolle:

  • Hautpflege: Schutz vor Sonne, Wind und Trockenheit
  • Heilmittel: Behandlung kleiner Verletzungen, Insektenstiche, Trockenheit und Reizungen
  • Babypflege: Massagen und Schutz der empfindlichen Babyhaut
  • Lebensmittel: In einigen Regionen als Speisefett genutzt
  • Ritualpflanze: Verwendung bei Zeremonien und traditioneller Medizin

Herstellungsprozess: So entsteht echte Sheabutter

Die Herstellung von Sheabutter ist aufwendig und erfordert viel handwerkliches Geschick. Die traditionellen Herstellungsmethoden werden oft bis heute beibehalten, insbesondere in Frauenkooperativen, die weltweit für ihre hochwertigen Produkte bekannt sind.

  • Sammeln und Trocknen: Die reifen Früchte werden vom Boden gesammelt, das Fruchtfleisch entfernt und die Nüsse anschließend in der Sonne getrocknet.
  • Knacken und Rösten: Die harte Schale der Nüsse wird manuell geöffnet. Die Kerne werden anschließend geröstet, um die Fettfreisetzung zu erleichtern
  • Mahlen und Kneten: Die gerösteten Kerne werden gemahlen und mit Wasser zu einer dicken Paste geknetet. Durch intensives Kneten trennt sich das Fett vom Rest.
  • Abschöpfen und Reinigen: Das Fett wird abgeschöpft, mehrfach mit Wasser ausgewaschen und langsam erhitzt, damit sich Verunreinigungen absetzen.
  • Abkühlen: Nach dem Filtern und Reinigen wird die flüssige Sheabutter abgekühlt und erhält ihre cremige, zartschmelzende Konsistenz.

Dieses handwerkliche Verfahren erzeugt die typische unraffinierte Sheabutter mit ihrer charakteristischen Farbe, dem nussigen Duft und der maximalen Nährstofffülle.

Unraffiniert vs. raffiniert – worin unterscheidet sich Sheabutter wirklich?

Der wichtigste Unterschied liegt im Grad der Verarbeitung und damit in der Intensität der Inhaltsstoffe, Farbe und Wirkung.

Unraffinierte Sheabutter

Unraffinierte Sheabutter ist die natürlichste Form des Produkts. Sie entsteht traditionell und wird nicht chemisch weiterbearbeitet. Dadurch bleiben die wertvollen Bestandteile nahezu vollständig erhalten. Sie enthält hohe Mengen an Vitamin E, Vitamin A, Stearinsäure, Ölsäure sowie wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidativ und regenerierend wirken.

Merkmale unraffinierte Sheabutter
  • Farbe: gelblich bis beige
  • Geruch: leicht nussig, typisch
  • Nährstoffe: maximal erhalten
  • Top für Naturkosmetik: besonders pflegend und reichhaltig

Raffinierte Sheabutter

Raffinierte Sheabutter wird in einem zusätzlichen industriellen Prozess gereinigt. Dabei werden Farbe und Geruch weitgehend entfernt. Sie ist nahezu geruchsneutral und deutlich heller, meist weiß. Raffination bedeutet also: sauberer, neutraler – aber weniger naturbelassen und weniger wirksam.

Vorteile raffinierte Sheabutter
  • neutral im Duft
  • gut für kosmetische Formulierungen, die keine Fremdgerüche vertragen
  • lange haltbar
Nachteile raffinierte Sheabutter
  • geringere Nährstoffvielfalt
  • weniger Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe
  • weniger intensive Pflegewirkung
Sheabutter

Warum Sheabutter so gut zur Haut passt: Wirkungen & Vorteile

Sheabutter besitzt eine beeindruckende Bandbreite an hautpflegenden Eigenschaften. Sie wirkt intensiv feuchtigkeitsspendend ohne die Poren zu verstopfen, regenerierend dank Vitamin A und E, schützend durch einen zarten Lipidfilm, lindernd bei Juckreiz und Irritationen, entzündungshemmend durch natürliche Pflanzenstoffe und stabilisierend für die Hautbarriere.

Außerdem enthält Sheabutter Unverseifbares, also Bestandteile, die nicht in Seife umgewandelt werden können. Diese Stoffe wirken hautberuhigend, stärken die Zellstruktur und fördern die Regeneration. Das macht sie ideal bei trockener Haut, Neurodermitis, reifer Haut, Narbenpflege, spröden Lippen, Schwangerschaftsstreifen, … Unraffinierte Sheabutter ist hier aufgrund des höheren Wirkstoffgehalts deutlich im Vorteil.

Anwendungsgebiete: Von Kopf bis Fuß einsetzbar

Sheabutter ist ein Allroundtalent – eines der vielseitigsten nativen Pflanzenfette überhaupt. Du kannst sie verwenden für: Balsame, Lippenpflege, Hand- und Fußbalsame, Haarmasken, bei Spliss, zur Bartpflege, als After-Sun-Pflege, für DIY-Kosmetik, als festes Parfüm, und noch vieles mehr. 

Da sie sehr reichhaltig ist, wird sie häufig mit leichteren Ölen kombiniert, etwa Jojobaöl oder Mandelöl. Raffinierte Sheabutter eignet sich gut für kosmetische Produkte, die keinen Eigengeruch vertragen. Unraffinierte Sheabutter hingegen ist ideal, wenn eine maximale Pflegewirkung erwünscht ist.

Wichtige Dinge die du bei der Sheabutter beachten solltest

Temperatur der Lagerung ist entscheidend

Sheabutter reagiert empfindlich auf schwankende Temperaturen.
Wird sie z.B. im Sommer warm und nachts wieder kalt, kann das Körnigkeit fördern, selbst wenn sie ursprünglich perfekt war. Tipp: Kühl, aber nicht kalt, und vor allem gleichmäßig lagern. Ideal: 18–22 °C.

Nicht mehrfach schmelzen und wieder erstarren lassen

Jeder Schmelz-Erstarr-Zyklus verändert die Kristallstruktur.
Je öfter das passiert, desto eher entsteht Körnigkeit, körnige oder ungleichmäßige harte Stellen oder eine grieselnde Konsistenz. Tipp: Wenn du Sheabutter verarbeitest, nur einmal komplett schmelzen.

Beim Schmelzen nicht über 40°C gehen

Sheabutter verträgt Hitze, aber ab ca. 40 °C können empfindliche Begleitstoffe wie unverseifbare Bestandteile (z. B. Triterpene, Antioxidantien) beschädigt werden. Optimal: Wasserbad oder auf der Heizung bei bis zu 40°C.

Schnell und sauber abkühlen lassen

Damit keine Kristallklumpen entstehen die geschmolzene Sheabutter zügig in den Kühlschrank (nicht Gefrierschrank) stellen und erst nach dem vollständigem Erstarren wieder bei Raumtemperatur lagern. Dies führt zu einer feinen, cremigen Struktur.

Richtig mischen, wenn du andere Öle zugibst

Einige Öle stabilisieren die Kristallstruktur (z.B. Jojobaöl, Kokosöl), andere destabilisieren sie, wenn sie falsch verarbeitet werden. Wichtig dabei ist Sheabutter und Öle gemeinsam zu schmelzen und danach auch gemeinsam schnell abkühlen zu lassen. Wenn du die Sheabutter separat schmilzt und dann kaltes Öl zugibst, verändert das die Kristallstruktur – mögliche Körnigkeit.

Luft und Licht reduzieren die Haltbarkeit

Sheabutter enthält viele ungesättigte Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe, die oxidieren können. Achte auf luftdichte Gefäße, dunkle Behälter, eine kühle Lagerung und entnimm sie immer mit einem Spatel und keinem Metall-Löffel, welcher die Reaktionen begünstigen könnten. 

Unraffinierte Sheabutter hat natürliche Schwankungen

Weil sie ein Naturprodukt ist, kann sich die Farbe, Konsistenz, Festigkeit und der Duft je nach Erntejahr und Region leicht unterscheiden. Dies ist völlig normal und kein Qualitätsmangel. Ranzige und damit oxidierte Sheabutter hat einen sauren oder speckigen Geruch, eine dunklere Farbe und eine wachsige statt cremige Textur. Ranzige Sheabutter solltest du nicht mehr verwenden.

Ob du dich nun für die raffinierte Sheabutter oder unraffinierte entscheidest bleibt wirklich ganz dir überlassen. Ihre Vorteile haben beide und eine stark hautpflegende Wirkung auch. Wenn man alle Hinweise beachtet, lässt sie sich auch ganz einfach verarbeiten und ist herrlich sanft in der Anwendung. Lass sie dir nicht entgehen!
Rosina
Rosina J.
Autorin, Dipl. Aromapraktikerin