Myrrhe - goldenes Harz für Körper, Geist und Seele
Das Wort „myrrhe“ leitet sich vom arabischen murr ab und bedeutet „bitter“. Gemeint ist damit das aromatische Harz der Pflanze Commiphora molmol (Synonym: C. myrrha) aus der Familie der Burseraceae. In der Natur entsteht das Harz, wenn die Baumrinde angekratzt wird und eine gelb- bis dunkelbraune, aromatische Substanz austritt, die später zu Klümpchen oder Globuli trocknet.
Das ätherische Myrrheöl entsteht erst durch Wasserdampfdestillation dieses Harzes. Dabei wird ein konzentrierter, ätherischer Auszug der flüchtigen Bestandteile gewonnen – also das eigentliche ätherische Öl der Myrrhe. Dieses ist dickflüssig, bernsteinfarben bis bräunlich, duftet warm, balsamisch, leicht rauchig und erdig und wird in der Aromatherapie, Parfümerie und Naturheilkunde verwendet.
In diesem Blogbeitrag zeige ich dir den geschichtlichen Hintergrund und die kulturelle Bedeutung von Myrrhe, den mythologischen Kontext (insbesondere im Rahmen der Weihnachtsgeschichte mit Gold, Weihrauch und Myrrhe) und Anwendungen des ätherischen Öls bzw. Harzes.
Geschichtlicher Hintergrund von Myrrhe
Schon vor Tausenden von Jahren war Myrrhe ein begehrtes Gut. In Ägypten beispielsweise wurde sie in Ritualen, zur Mumifizierung und als wertvoller Weihrauch eingesetzt. In der klassischen Antike war das Harz ein wesentlicher Bestandteil von Heilpflanzenkompendien. Der botanische Name der Gattung, Commiphora, setzt sich zusammen aus „kommi“ (griechisch für Gummi/Harz) und „phoros“ (tragend) – also „Harz tragend“. Das Art-Epitheton molmol kommt aus dem Somali-Wort für „sehr bitter“.
In der traditionellen Medizin (z. B. Unani, Ayurvedisch) wurde Myrrhe bei Wunden, Zahn und Mundproblemen, Verdauungsbeschwerden und als Bestandteil von Räucherstoffen eingesetzt. Ihr ursprüngliches Verbreitungsgebiet liegt u. a. in Somalia, Äthiopien, Dschibuti sowie auf der Arabischen Halbinsel (z. B. Jemen und Oman). Eine Besonderheit: Die Zusammensetzung des Harzes ist komplex – moderne Analysen zeigen, dass Myrrhe etwa 2 – 8 % ätherisches Öl, 23 – 40 % Harz (Resin) und 40 – 60 % Gummi enthält.
Myrrhe in der Weihnachtsgeschichte & symbolische Bedeutung
Wenn wir an Weihnachten denken, fällt uns oft das Bild der drei Weisen („die Heiligen Drei Könige“) ein, die dem neugeborenen Jesuskind Geschenke brachten: Gold, Weihrauch und eben Myrrhe. In der biblischen Überlieferung im Evangelium nach Matthäus heißt es: „… sie traten ein in das Haus und sahen das Kind mit Maria seiner Mutter; und sie fielen nieder und beteten es an. Und sie öffneten ihre Schätze und brachten ihm Geschenke dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe.“ (Mt 2,11)
Hier bekommt Myrrhe eine besondere Bedeutung: Während Gold oft – sicherlich symbolisch – für Herrschaft steht und Weihrauch für das Göttliche bzw. das Gebet, wird Myrrhe mit der Vergänglichkeit, dem Leiden und dem Tod in Verbindung gebracht. In der christlichen Auslegung verweist Myrrhe darauf, dass Jesus nicht nur geboren, sondern auch leiden und sterben wird.
Historisch gedacht war Myrrhe im Orient ein hochgeschätztes Gut, teurer noch als viele andere aromatische Substanzen. Der Mythos legt nahe, dass die Wahl dieses Geschenks bewusst war: Es war nicht nur ein Luxusgut, sondern trug symbolisch auch die Botschaft des Heils und der Erlösung. Modernere Interpretationen verweisen darauf, dass Myrrhe bereits im Alten Testament mehrfach genannt wird – z. B. in Psalm 45,8 („… deine Gewänder riechen nach Myrrhe und Aloes und Kassia“) oder in Genesis 43,11 („… etwas Badeöl, etwas Honig, etwas Gewürz und Myrrhe …“). So kann Myrrhe im Kontext der Weihnachtsgeschichte als Bindeglied verstanden werden zwischen Naturstoff, Ritualgut und religiöser Symbolik.
Wirkung und Anwendungsgebiete körperlich
In der modernen Aromapraxis schätzen wir Myrrhe besonders für ihre regenerierende, entzündungshemmende und antiseptische Wirkung. Die zähflüssige, balsamisch-warme Natur macht das ätherische Öl zu einem treuen Begleiter bei Hautproblemen und in Phasen der körperlichen Regeneration.
Wirkung auf die Haut
Myrrhe wirkt adstringierend, antiseptisch und wundheilungsfördernd. Diese Eigenschaften verdankt sie insbesondere ihren Sesquiterpenen (z. B. Furanoeudesma-1,3-dien), die entzündungshemmend und keimreduzierend wirken.
In der Aromapraxis wird sie deshalb häufig eingesetzt bei kleinen Wunden, Rissen oder Schrunden, entzündeten Hautstellen (Ekzemen, leichte Pilzinfektionen) und schuppiger oder reifer Haut, da sie regenerierend und gewebsstärkend wirkt.
Mund und Rachenraum
Eines der ältesten und zugleich wissenschaftlich gut belegten Anwendungsgebiete ist der Mund- und Rachenraum. Myrrhe wirkt antiseptisch, entzündungshemmend und zusammenziehend, wodurch sie Entzündungen des Zahnfleisches oder der Schleimhäute lindern kann. Traditionell wurde sie als Tinktur bei Zahnfleischbluten oder Aphten verwendet. Studien zeigen, dass Myrrhenextrakte die Heilung bei Gingivitis und Stomatitis unterstützen können.
Atemwege
Myrrhe besitzt eine schleimlösende, auswurffördernde und entkrampfende Wirkung. Durch ihre warmen, balsamischen Noten unterstützt das ätherische Öl bei trockenen Hustenformen, Reizungen der Bronchien und Halsschmerzen. Sie harmoniert gut mit Benzoe siam, Weihrauch und Atlaszeder.
Regeneration und Immunsystem
Myrrhe unterstützt den Körper in Phasen der Reinigung, Entschlackung und Regeneration. Sie wirkt leicht immunmodulierend, hilft, den Stoffwechsel zu beruhigen, und kann im Übergang zwischen Anspannung und Entspannung regulierend wirken. In Kombination mit Zitrusdüften oder Nadelölen entsteht ein stärkender, klärender Effekt – ideal in der kalten Jahreszeit oder nach stressreichen Phasen.
Muskel- und Gelenkbeschwerden
Dank ihrer durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Eigenschaften wird Myrrhe auch in Massageölen für Muskeln und Gelenke verwendet. Besonders hilfreich ist sie bei chronischen Beschwerden, Muskelverspannungen oder rheumatischen Schmerzen.
Hormonelle Balance und Frauenheilkunde
In der Frauenheilkunde spielt Myrrhe eine ausgleichende und leicht tonisierende Rolle. Sie wird in der Aromapraxis gelegentlich zur Unterstützung bei Menstruationsbeschwerden, PMS oder in Wechseljahren eingesetzt, insbesondere wenn emotionale Unruhe oder hormonbedingte Spannungen bestehen. Die harzig-balsamische Tiefe des Duftes schenkt Stabilität und wirkt „erden“, was sie in hormonellen Umbruchphasen wie eben denWechseljahren besonders wertvoll macht.
Wirkung und Anwendungsgebiete seelisch
Das ätherische Öl der Myrrhe (Commiphora molmol) zählt zu den tiefsten, erdendsten und spirituellsten Ölen überhaupt. Ihr balsamisch-warmer, leicht bitterer Duft wirkt wie eine Umarmung aus längst vergangenen Zeiten – beständig, schützend und tröstend. Myrrhe steht in der Aromatherapie sinnbildlich für inneren Frieden, Verwurzelung und spirituelle Klarheit. Während viele ätherische Öle anregen oder erfrischen, lädt Myrrhe zum Innehalten ein. Sie hilft, loszulassen, zu verlangsamen und sich wieder mit dem Wesentlichen zu verbinden – mit sich selbst, dem Körper und dem eigenen Atem.
Erdung und innere Stabilität
Myrrhe wirkt tief erdend und zentrierend. Wenn Gedanken und Gefühle sich verlieren oder der Alltag überfordert, bringt sie uns zurück in den Körper. Sie stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft und hilft, Ruhe in stürmischen Zeiten zu finden. Ihr schwerer, harziger Duft vermittelt Sicherheit – wie der Duft alter Tempel oder von sonnengetrocknetem Holz. In der Aromapraxis wird sie deshalb gern eingesetzt bei Stress, innerer Unruhe und Nervosität, wenn man sich nicht mehr geerdet oder zerrissen fühlt, zur Unterstützung bei Meditation, Yoga oder Achtsamkeitsübungen.
Trost bei Trauer und Loslassen
Kaum ein anderes ätherisches Öl steht so sehr für den Prozess des Loslassens wie Myrrhe. Schon im Altertum wurde sie zur Einbalsamierung und als Trauerduft verwendet – nicht, weil sie Tod symbolisierte, sondern weil sie den Übergang erleichterte: vom Alten ins Neue, vom Schmerz in die Akzeptanz. In der Aromapraxis wird Myrrhe eingesetzt in Phasen von Trauer, Verlust oder Trennung, bei emotionaler Erschöpfung, wenn das Herz schwer und der Atem flach ist. Der Duft wirkt wie ein sanftes Gewicht, das Halt gibt. Er beruhigt überreizte Nerven und vermittelt Geborgenheit – so, als würde man den Schmerz nicht wegdrängen müssen, sondern ihn umhüllen dürfen.
Meditation, Spiritualität und innere Sammlung
Myrrhe wird in vielen Religionen und spirituellen Traditionen als heiliges Harz verehrt. In der Bibel und in ägyptischen Tempeln diente sie als Räucherstoff, um eine Verbindung zum Göttlichen herzustellen. Der Duft öffnet das Bewusstsein, ohne den Körper zu verlassen – er verbindet Himmel und Erde. In der Aromapraxis ist Myrrhe ein Öl für Meditation, Gebet oder Energiearbeit, spirituelle Zentrierung, Bewusstseinsarbeit und Transformation. Sie fördert innere Stille und kann helfen, die Aufmerksamkeit von äußeren Reizen abzuziehen und nach innen zu lenken. Dabei wirkt sie nicht aufputschend oder ekstatisch, sondern ruhig, klar und ehrwürdig.
Selbstakzeptanz und innere Heilung
Auf seelischer Ebene schenkt Myrrhe Selbstvertrauen, Mitgefühl und Versöhnung mit sich selbst. Sie kann alte Wunden, emotionale Narben oder lange verdrängte Gefühle an die Oberfläche bringen – nicht, um sie zu schmerzen, sondern um Heilung zu ermöglichen. Sie ist besonders hilfreich für Menschen, die sich überfordert fühlen, sich selbst zu streng bewerten, oder Schuldgefühle und Traurigkeit mit sich tragen. Myrrhe wirkt wie ein Balsam auf die Seele – sie hüllt ein, ohne zu betäuben. Ihr Duft sagt: „Du darfst dich ausruhen.“
Energetische Bedeutung – Schutz und Transformation
In der energetischen Aromatherapie gilt Myrrhe als Schutzöl der Seele. Sie hilft, sich abzugrenzen, wenn man zu viel von anderen aufnimmt oder sich leicht „leer“ fühlt. Gleichzeitig fördert sie die Transformation alter Muster und hilft, emotionale Belastungen in Weisheit zu verwandeln. Sie reinigt das Energiefeld, ohne zu „löschen“ – sie klärt, stärkt und stabilisiert. Besonders in der dunklen Jahreszeit oder in Phasen innerer Wandlung kann Myrrhe helfen, Altes zu verabschieden und Platz für Neues zu schaffen.
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