
Johanniskrautöl – Sonnenkraft aus der Natur
Es ist leuchtend rot, duftet angenehm krautig und gilt seit Jahrhunderten als wahres Wundermittel aus der Naturapotheke: das Johanniskrautöl. Die Sonne spielt dabei eine zentrale Rolle – in der Herstellung, in der Pflanzenwirkung und sogar in der Symbolik. Kein Wunder, dass Johanniskraut oft als „Sonnenpflanze“ bezeichnet wird. In diesem Blogbeitrag schauen wir uns an, wie Johanniskrautöl hergestellt wird, welche Anwendungen es gibt, woher sein guter Ruf stammt und was bei der Nutzung zu beachten ist.
Was ist Johanniskrautöl?
Johanniskrautöl ist ein sogenanntes Mazerat – also ein Ölauszug, bei dem die Wirkstoffe der Johanniskrautblüten (Hypericum perforatum) in einem Trägeröl gelöst werden. Dieses leuchtend rote Öl ist ein traditionelles Heilmittel mit vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten – äußerlich wie innerlich. Es wird auch Rotöl genannt, wegen seiner charakteristischen Farbe, die an das Glühen eines Sommerabends erinnert.
Die Pflanze, aus der das Öl gewonnen wird, ist das echte Johanniskraut. Man erkennt es an den kleinen, sonnengelben Blüten, die sich meist um die Zeit der Sommersonnenwende (rund um den 24. Juni – dem Johannistag) öffnen. Hält man ein Blättchen gegen das Licht, sieht man kleine „Löcher“ – es sind durchscheinende Öldrüsen, die ätherische Öle enthalten.

Johanniskrautöl in der Geschichte
Johanniskraut zählt zu den ältesten Heilpflanzen Europas. Schon in der Antike verwendeten es die Griechen zur Wundheilung. Auch Hildegard von Bingen empfahl Johanniskraut bei „nervlicher Melancholie“ und Hautbeschwerden.
Im Mittelalter war das Kraut besonders zur Sommersonnenwende beliebt. Man band es in Johannissträuße, die Haus und Stall vor „bösen Geistern“ schützen sollten. Das Öl galt als „Allheilmittel gegen das Dunkle“ – sowohl im psychischen als auch im symbolischen Sinn. Es wurde bei Verletzungen, Verstimmungen und sogar zur Austreibung verwendet. Deshalb nennt man Johanniskraut auch Teufelsfluch, Herrgottsblut oder Hexenkraut.
Diese Verbindung zum Licht, zur Sonne und zur Schutzfunktion hat sich bis heute gehalten – und zeigt sich besonders im Johanniskrautöl.
Die Wirkung von Johanniskrautöl
Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fördert die Regeneration des Gewebes. Auch als Massageöl bei nervöser Unruhe oder Verspannungen ist es wunderbar geeignet. Das Johanniskrautöl enthält wertvolle Wirkstoffe, darunter:
- Hypericin: Gibt dem Öl seine rote Farbe, wirkt entzündungshemmend und leicht antidepressiv.
- Hyperforin: Gilt als stimmungsaufhellend, wirkt antibakteriell.
- Flavonoide und Gerbstoffe: Unterstützen die Heilung von Haut und Schleimhäuten.


Äußerlich wird das Öl verwendet bei:
- Herpes zoster, Gürtelrose
- Herpes labialis, Fieberblase
- Muskelverspannungen und Rückenschmerzen, Hexenschuss, Ischialgie
- Rheuma, Entzündungen
- Narbenpflege (nach Operationen)
- Prellungen, Zerrungen und Blutergüssen
- Sportverletzungen, Verstauchungen
- Wunden, Abschürfungen
- Insektenstiche
- trockene und rissige Haut
- Verbrennungen, Sonnenbrand
Innerlich wird das Öl verwendet bei:
- leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen
- Unruhe, Nervosität, Angst
- Schlafstörungen
- Verdauungsbeschwerden
- Wetterfühligkeit
- Stimmungsschwankungen
Es ist eher weniger üblich bzw. auch bekannt das Johanniskrautöl innerlich einzunehmen, meist wird Johanniskraut eher in Kapselform eingenommen. Möchtest du das Johanniskrautöl zur Kur einnehmen, dann kannst du wie folgt vorgehen: 3 bis 5 Tropfen über 3 Wochen mit 1 Tasse Milch verrühren und vor dem Zubettgehen trinken. (Quelle: Die Kraft der wertvollen Pflanzenöle). Das Öl ist auch für die Verwendung in der Küche geeignet, dies ist aber unüblich.
Vorsicht Sonnenschein!
So sehr Johanniskraut die Sonne liebt, so sehr macht es auch die Haut lichtempfindlich. Die enthaltenen Wirkstoffe – insbesondere Hypericin – können die sogenannte Photosensibilität erhöhen. Das bedeutet: Die Haut reagiert empfindlicher auf Sonnenlicht, es kann schneller zu Sonnenbrand oder Pigmentflecken kommen. Daher gilt: Nach dem Einreiben mit Johanniskrautöl besser nicht direkt in die Sonne gehen. Besonders hellhäutige Menschen sollten das Öl abends verwenden oder es unter Kleidung einwirken lassen.
3 wichtige Anwendungsmöglichkeiten von Johanniskrautöl
Muskelverspannungen & Rückenschmerzen
Johanniskrautöl wirkt entzündungshemmend, durchblutungsfördernd und schmerzlindernd. Es lockert verspannte Muskeln, besonders nach körperlicher Anstrengung oder bei chronischen Rückenschmerzen.
Massageöl für Muskelschmerzen, Rückenschmerzen und Verspannungen:
- 50 ml Johanniskrautöl (oder 30 ml Johanniskrautöl und 20 ml Mandelöl)
- 5 Tropfen Cajeput
- 3 Tropfen Lavendel fein
- 2 Tropfen Tonka
- 2 Tropfen Majoran
- 1-2 Tropfen Wintergrün

After-Sun-Pflege bei leichtem Sonnenbrand
Johanniskrautöl beruhigt die Haut, lindert Rötungen und unterstützt die Regeneration nach UV-Schäden. Diese Einreibung aber nur abends nach dem Sonnenbad auf die geröteten Stellen auftragen. Nicht tagsüber verwenden, da Johanniskrautöl photosensibilisierend wirkt (kann Pigmentflecken verursachen!).
Einreibung bei leichtem Sonnenbrand:
- 30 ml Johanniskrautöl
- 20 ml Mandelöl oder Aloe-Vera-Mazerat
- 6 Tropfen Lavendel fein
- 4 Tropfen Pfefferminze

Narbenpflege und Dehnungsstreifen
Johanniskrautöl fördert die Zellregeneration, macht das Gewebe elastischer und kann helfen, das Erscheinungsbild von Narben und Dehnungsstreifen zu verbessern. Dieses Narbenpflegeöl kannst du 2x täglich sanft in die betroffene Haut einmassieren – mindesten 4-6 Wochen lang. Nur auf geschlossener Haut verwenden!

Narbenpflegeöl:
- 30 ml Johanniskrautöl
- 20 ml Wildrosenöl
- 2 Tropfen Lavendel fein
- 5 Tropfen Immortelle
- 2 Tropfen Cistrose
- 1-2 Tropfen Weihrauch oder Myrrhe




Johanniskrautöl selbermachen
In wirklich gut sortierten Reformhäusern oder auch Apotheken bekommst du das Johanniskrautöl. Aber auch in Online-Shops wie z.B. feeling oder auch Oshadhi gibt es das Johanniskrautöl in BIO-Qualität. Möchtest du dir ein Johanniskrautöl also ein Mazerat selber herstellen, funktioniert dies ganz einfach wie folgt. Es braucht Geduld, Sonne und ein wenig Pflanzenwissen. Während der Zeit in der Sonne färbt sich das Öl tiefrot – ein Zeichen dafür, dass der Wirkstoff Hypericin ins Öl übergegangen ist.
Es hat etwas Meditatives, die kleinen gelben Blüten zu pflücken, sie in Öl zu betten und das Glas jeden Tag ein wenig in der Sonne zu drehen. Johanniskrautöl ist ein kleines Geschenk des Sommers – eingefangen in einer Flasche. Seine Herstellung verbindet mit der Natur und mit einem uralten Wissen, das heute wieder mehr geschätzt wird.
Herstellung von Johanniskrautöl – du brauchst:
- Frisch gepflückte Blüten des echten Johanniskrauts
- Ein hochwertiges Pflanzenöl, z. B. Olivenöl oder Sonnenblumenöl
- Ein Glas mit weitem Hals und Deckel
- Sonne und Zeit
So wirds gemacht:
- Die frisch gepflückten Blüten vorsichtig von Insekten befreien.
- In ein sauberes Glas geben und mit dem Pflanzenöl übergießen, bis alles gut bedeckt ist.
- Das Glas locker verschließen und etwa 4 bis 6 Wochen an einen sonnigen, warmen Ort stellen.
- Regelmäßig schütteln.
- Nach der Mazerationszeit abseihen und in dunkle Flaschen abfüllen und beschriften.
